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Sonntag, 21. November 2010

"Geniesser" Kochkursus Innereien

Peter Krauskopf hat in seiner Kochserie in der VHS Herne auch einen Abend für das Kochen mit Innereien vorgesehen. Erfreulicher weise fanden sich 12 Teilneher/-innen ein, um sich mit diesem wenig beliebten Thema auseinanderzusetzen.


Innereien sind hierzulande in Verruf geraten: sie seien mit Schadstoffen besonders belastet. Dies scheint übertrieben zu sein, da man die Innereien i.d.R. vorher wässert, um besonders bei Nieren evtl. Harnreste auszuschwemmen. Weniger bekannt ist, dass besonders Leber, Hirn und Nieren hochwertige Aminosäuren enthalten. Außerdem sind sie Depot für Vitamine, die typisch tierischen Ursprungs sind und nicht über vegetarische Kost kompensiert werden können. Dies ist wohl auch der Grund, dass Fleischfresser in der Natur Innereien bevorzugen und sie zuerst fressen.

Was besonders die Spitzenköche reizt, ist der typische Geschmack der einzelnen Organe. Schieres Fleisch wird erst durch Salz und Gewürze schmackhaft. In romanischen Ländern wie Italien, Frankreich, Spanien usw. stehen Innereien ganz oben auf der Speisenkarte und sind hier auch relativ teuer, was in Deutschland nicht der Fall ist.

Es bedarf schon einiges Koch Know How, um mit Innereien umzugehen, da Unterschiede in der Behandlung, vor allem in den Koch- und Garzeiten gegeben sind. Dies ist davon abhängig, ob es sich um ein Muskelorgan wie Zunge, Herz oder um eine Drüse, wie Leber, Bries usw. handelt. Die dem normalen Fleisch nahe stehenden Innereien haben längere Kochzeiten, während Nieren, Leber und Hirn immer nur kurz gegart werde, da sie sonst hart und zäh werden.

Peter hatte diverse moderne Rezepte mitgebracht, die nur z.T. aus Zeitgründen gekocht werden konnten. http://genussbereit.blogspot.com/. Zur Verwirklichung kamen folgende Gerichte:

        - Kuttelsuppe mit Kräutern und Sahne
        - Kutteln säuerlich, schwäbische Art, Kartoffel-Puré
        - Kalbsbries mit Spitzkohl und Kartoffel-Puré
        - Schweinenieren, süß-sauer mit Kartoffel-Puré
        - Kalbsleber, florentiener Art mit Tomaten und Weintrauben
        - Winterlicher Salat

Mir haben die Schweinenieren und die Kalbsleber besonders gut gemundet. Bei den Schweinenieren war es die Tatsache, dass ich i.d.R. nur Kalbsnieren esse und bisher geglaubt habe, Schweinenieren seien minderwertig, was keines falls richtig ist. Bei der Leber war es die Geschmackskombination mit den frischen Tomaten und Weintrauben.



Alle Teilnehmer waren sich einig: die Vorurteile gegen Innereien sind unbegründet. Man muss sie nur richtig und schmackhaft kochen.

Dienstag, 9. November 2010

"Art Duell" im IGZ, Herne, Westring 3003



Ich möchte über eine Ausstellungseröffnung in der IGZ, Westring 303, Herne berichten. Die Künstler Kasimir Rajkowski (1936) und Willi H. Zehrt (1933) sind eine Generation. Sie haben beide die Kriegs- und Nachkriegszeit, jedoch auf unterschiedlicher Seite bitter kennengelernt. Dies hat Beide geprägt.


Rajkowski ist in Polen geboren und hat an der Universität Danzig ein Kunststudium absolviert. Bis zur Übersiedlung nach Westdeutschland war er als Kunstlehrer und freier Künstler in Polen tätig. Er hatte vorwiegend im Ostblock viele internationale Ausstellungen.

1992 siedelte er nach Herne über und verlegte sich auf Papierarbeiten und kleinere Materialcollagen. Seine Kunstrichtung war und ist abstrakt/informell, dies aber in einer ausgefeilten präzisen Technik, die bei allen ausgestellten Arbeiten sichtbar ist. Seine Holzcollagen erinnern an Schwitters.



Zehrt hat Schriftsetzer gelernt und später Grafik Design an der Folkwangschule und an der Uni Wuppertal studiert. Anschließend war er viele Jahre in Werbeagenturen und als freischaffender Grafiker/Künstler in diversen Funktionen tätig.


Der Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt ähnlich wie bei Kasimir, in Papierarbeiten, aber auch in Skulpturen und Bildern auf Leinwand. Man sieht seinen Arbeiten die enge Vertrautheit mit seinem ursprünglichen Beruf als Schriftsetzer an. Die hier ausgestellten Arbeiten sind meist jüngeren Datums und befassen sich mit der Welt der Buchstaben; er bezeichnet sie auch als „Type-Art“.

Die Ausstellung läuft noch bis Ende Dezember und kann während der Geschäftszeit der IGZ Mo – Di. besucht werden. Ein Besuch lohnt sich, wenn man sich für sehr unterschiedliche Kunstauffassungen der Gegenwartskunst interessiert.






Samstag, 16. Oktober 2010

Museum Ostwall (MO) im Dortmunder U

Die Neugierde trieb mich nach Dortmund, um das mit Verspätung neu eröffnete Museum Ostwall (MO) zu besuchen. Leider ist der gesamte Umbau des „Goldenen U“ immer noch nicht beendet. Es fehlt noch die Eröffnung der Etage 6 für Wechselausstellungen und der Gastronomiebereich in der 7. Etage. Auch im bereits eröffneten Teil sind die Handwerker noch voll aktiv. Wenn das Gebäude in allen Details einmal fertig ist, ist es ein imposantes und repräsentatives Kultur Zentrum.


Die kürzlich eröffneten Etagen 4 & 5 stellen die eigentliche Sammlung des MO dar. Seinen Ursprung hatte das Museum unter den Fittichen der Stadt Dortmund am Ostwall, daher auch sein Name. Das Museum wurde an der alten Stelle wg. baulicher Mängel vor über einem Jahr geschlossen und jetzt wieder im „Dortmundder U“ eröffnet. Das Alte Museum wurde von mir verschiedentlich besucht und ich fand es trotz seiner Mängel ansprechend mit sehr guter Ausstellungspräsentation.

Dies kann man leider vom neuen Museum nicht sagen. Man hat den Eindruck einer engen Bunkeratmosphäre ohne Blickaxen und einem zu geringen Abstand zu den Bildern. Die großen Etagenflächen wurden in enge Räume unterteilt mit absichtlich dicken Wänden, was den clausphobischen Eindruck noch verstärkt. Auch werden nicht mehr so viele Exponaten gezeigt wie am alten Standort, dies besonders bei den Bildern der Moderne. Sicherlich konnte in der Kürze der Zeit auch die Beschriftungen und Hinweise nur provisorisch angebracht werden. Die diversen akustischen Darbietungen in einzelnen Abschnitten stören in den anderen Räumen, Kontemplation kann hier schwerlich aufkommen. Man kann nur hoffen, dass sich mit der Zeit noch einiges ändert, vor Allem stören die teilweise in Gruppen „herumlungernden“ Feuerwehr- und Sicherheitskräfte. Man fragt sich, was dies soll, zumal ausreichendes freundliches und kompetentes Museums-Stammpersonal vorhanden ist. Der kostenlose elektronische Museumsführer ist sehr nützlich, zumal auch neben der Objektbeschreibung auch etwas von der Museumskonzeption durchdringt.



Eine positive Überraschung erlebt man in der 3. Etage, die vom HMKV mit der Ausstellung „inter-cool 3.0“ bespielt wird. Nachdem bereits im Sommer die Elektronische Ausstellung „Trust“ mein Interesse weckte, ist die neue Bild und Medien Ausstellung für die Jugend ein voller Erfolg. Der Ausstellungsraum ist groß und übersichtlich, trotz der Vielfalt der Exponate. Überall sind Ecken und kleine Winkel, wo die Jugendlichen sich selbst betätigen können, wovon sie auch ausgiebig Gebrauch machen.

Besonders gut finde ich das neuartige Beschriftungssystem. An jedem Exponat sind kleine Infoblätter zum mitnehmen aufgehängt, die prägnant das jeweilige Werk beschreiben, was ich sehr nützlich empfinde. Es handelt sich um nicht immer leicht verständliche Gegenwartskunst, die so dann recht gut dem Besucher nahe gebracht wird.


Montag, 11. Oktober 2010

Gastmal RUHR.2010: Rheinisch bei Peter Höppeler

Peter Krauskopf hatte sich größte Mühe gegeben, das Gastmahl Rheinisch ebenso zu einem Erfolg zu führen, wie seine bisherigen Slow Food Veranstaltungen im Rahmen RUHR.2010. Das Menü war recht gut zusammengestellt: eine Fischvorspeise basierend auf Rheinaal, Zwischengericht: Grafschafter Schnecken, Hauptgericht: Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffelklos, Dessert Varianten. Vorweg ein Glas Cidre aus rheinischen Äpfeln und Matjestatar.


Die Vorspeise bestand aus Mousse und Räucheraal Pastete. Die Pastete schmeckte zu kräftig nach Räucheraal, was für mich grundsätzlich eine Delikatesse ist, allerdings nur im naturzustand. Das Mousse war nichts sagend. Die Schnecken im Gemüsebett, eine schmackhafte Idee und sicherlich eine Kreation des Hauses.

Eine Enttäuschung war der Sauerbraten mit Rotkohl. Laut Peter bezieht man sein Fleisch von dem Spitzenschlachter Tönis, der für höchste Qualität bekannt ist. Das Fleisch war leider zäh und trocken. Es ist mir ein Rätsel, wie der Eurotoques Chefkoch Peter Höppeler so etwas schafft. Wahrscheinlich hat man sich auf die elektronische Einstellung eines Convektomaten verlassen. Die süßsaure Sauce enthielt keine Rosinen, was eigentlich den Unterschied zwischen rheinischer und westfälischer Art ausmacht. Der Rotkohl war ohne Pfiff zubereitet. Es fehlte ein Geschmackshäubchen, wie sie z.B. durch mit gekochte Äpfel oder Preiselbeeren erreicht wird.

Das Dessert hat dann wieder versöhnt, auch die Getränke waren zufriedenstellend. Der Service lies leider auch  zu wünschen übrig. Dennoch ein angenehmer Abend im Kreis der Slow Food Gemeinde.

Samstag, 9. Oktober 2010

"Die Impressionisten in Paris" - Ausstellung Flokwangmuseum



Vor wenigen Tagen wurde im Museum Folkwang ein neuer Blogbuster eröffnet: Bilder einer Metropole „Die Impressionisten in Paris“. Hier werden z. T. in Deutschland wenig bekannte Bilder dieser Epoche (1860 – 1900) gezeigt. Der Hauptanziehungspunkt sind natürlich ca. 80 Gemälde der Impressionisten, hier mehr städtische Szenen als die bekannten Bilder aus der Natur, die in der Regel auf Impressionisten-Ausstellungen gezeigt werden.
Was mich aber am stärksten interessierte, ist die begleitende Fotoausstellung über den Umbau und die Modernisierung von Paris unter dem Kaiser Napoleon III, umgesetzt durch den Präfekten Baron Hausmann. Es bleibt einem die Spucke weg, wenn man die Rigorosität auf den vielen originalen Fotos erkennt, mit denen die Modernisierung der Metropole Paris betrieben wird. Stuttgart 21 ist dagegen nur ein sehr begrenzte Baustelle. Weiter fällt die hohe Qualität der ausgestellten, dokumentarischen Abbildungen auf (ca. 120 Fotos). Dies bezieht sich sowohl auf die technische als auch auf die künstlerische Qualität der frühen Fotografien. Der begleitende Katalog (39,- €) informiert ausgezeichnet über die geschichtlichen Hintergründe dieser Ausstellung.
Die Ausstellung ist sehenswert und noch nicht so überlaufen wie die Vorgängerausstellung „Das schönste Museum…“; noch bis zum 30-1-11.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Ungewöhnliches Kanal Festival vor Ter Hell Plastic


Am Freitagabend fand am Kanalufer vor Ter Hell Plastic ein ungewöhnliches kulturelles Happening statt. Es waren eine Reihe von Betonpumpen der benachbarten Firma Schwing und zwei Bagger der Firma Bötzel in Reih und Glied aufgestellt. Die Veranstaltung hatte den bezeichnenden Namen „Schwingungen“. Der Herner Ton- und Klangkünstler Christof Schläger hatte hierzu eine „Komposition“ für Nebelhörner, Pfeifen und Klangmaschinen verfasst.

In der hereinbrechenden Dämmerung bewegten sich die über 20 m hoch aufgerichteten, angestrahlten Pumpenrüssel im leichten Rhythmus. Später wurde die Show bei stärker werdender Dunkelheit durch ein von der Fa. Bötzel gesponsertes Feuerwerk verstärkt. Die beiden Bagger ließen aus der Höhe glänzende Metallabfälle wie ein Wasserfall herunter rieseln. Ein überwältigender Eindruck. Das Spektakel wurde auf der anderen Kanalseite von mehreren Tausend Besuchern verfolgt. Nicht alle konnten hierin Kunst erkennen, wie es von Ruhr.2010 angekündigt wurde. So ist das mit der Kunst, wenn sie aus dem Rahmen fällt; dennoch ein einmaliges Ereignis für Herne.

Freitag, 1. Oktober 2010

Roy Lichtenstein – Kunst als Motiv

Am Donnerstag fuhr ich mit der Museumsgruppe, Bochum unter Leitung von Eva-Maria Schöning, gemeinsam in das Museum Ludwig Köln. Hier findet vom 2-7 bis zum 3-10 eine große Roy Lichtenstein Ausstellung statt. Bisher habe ich Roy Lichtenstein`s Bilder nie im Zusammenhang, sondern immer nur als Bestandteil von Sammelpräsentationen erlebt. In Köln wird ein Querschnitt durch das Schaffen des Malers mit über 100 Werken gezeigt.
Bisher hatte ich Lichtenstein mehr als Interpret von Comics in Erinnerung. Hier lernte ich den Künstler als vielfältigen und äußerst intelligenten Allrounder kennen. Nicht nur großformatige Pop Art Bilder sondern auch kleinere Zeichnungen und Skizzen werden gezeigt.
Besonders fällt auf, in wie vielfältiger Weise Ikonen der Kunstgeschichte interpretiert und in die eigene Bildsprache übertragen werden. Kein bekannter Maler des 20. Jahrhunderts wird nicht zitiert und in der eigenen Weise dargestellt. Auch Skulpturen werden ausgestellt, sowohl aus Holz als auch aus Metall, vorzugweise Aluminium.

Mich interessierte besonders die Lichtenstein eigene Maltechnik. Ausgezeichnet sind die Bilder i.d.R. als Öl / Magna Technik. Leider fand ich keinen Hinweis, was sich hinter „Magna“ verbirgt. Inzwischen bin ich schlauer. „Magna“ war die erste Marke der in den 40er Jahren herausgekommenen Acrylfarben der amerikanischen Firma „Golden Artist Colors“. Auch heute noch gilt dieser Farbenhersteller als einer der Weltbesten. Allerdings ist die Marke als terpentinlösliche Acrylfarbe aus Umweltgründen nicht mehr auf dem Markt. Daher unterscheiden sich die Bilder auch in ihrer Maltechnik von den landläufigen Acrylbildern. Acrylfarben sind heute nur noch als wasserlösliche Systeme von den diversen Farbherstellern lieferbar. Das Besondere an diesen lackähnlichen Farben ist die leichte Vermalbarkeit, der matte ohne Pinselstrich verlaufende Farbauftrag. Hierdurch entsteht der Eindruck einer industriellen Mal- oder Druckweise, zumal wasserlösliche Farbsysteme (auch Ölfarben) den Pinselstrich als besonderes Merkmal hervorheben.

Montag, 30. August 2010

Gründung CV Essen in Slow Food - Regional-Küche - gewinnt Bedeutung

In Essen wurde ein neuer Arbeitskreis von Slow Food Deutschland im Ruhrgebiet gegründet.
Gast des Abends war Dr. Peter Peter, Dozent für Kulinaristik und Buchautor, der in lockerer Manier durch die historische und neuzeitliche Küche in Deutschland und Europa führte.

Der Ruf der Deutschen Bürgerlichen Küche wurde erst nach dem 2. Welt-Krieg besonders geschädigt. Durch Hunger und Not war es lange nicht möglich, gut zu kochen. Nach 1948, der Währungsreform, änderte sich die Ernährungssituation relativ schnell und wir erlebten eine „Fresswelle“. Außerdem entdeckten die Deutschen auf ihren Reisen das Ausland, besonders das Mittelmeer. Dies brachte eine starke Ausrichtung auf fremde Küchen mit sich, vor allem die Mediterrane Küche. Dies scheint sich z.Zt. deutlich zu ändern. Von den Spitzenköchen wird mehr und mehr unsere Regionale Küche wiederentdeckt. Dies ist nicht nur in Deutschland so, sondern auch im Ausland. Hinzu kommt der Slow Food Gedanke der Verwendung von regionalen Produkten, soweit dies möglich ist. Inzwischen hat dieser Trend auch die Provinz erreicht. Restaurants wie Overkamp, Dortmund, Neuling, Bochum und verschiedene andere zeugen für diese Entwicklung. Es wird wieder chick, profane Lebensmittel angemessen zu servieren. So berichtete Dr. Peter von Dosenölsardinen und Speckbroten in Schumann`s Bar, München.

Im Mittelalter war der Ruf der Deutschen Küche wesentlich besser. Die meisten Kochbücher bis hinein in die Renaissance waren in Deutscher Sprache verfasst. Dies hat sich erst im 17. JH geändert. Dann wurde die Französische Küche in Europa führend, was natürlich auch mit der politischen Entwicklung zu tun hatte. Wir können nur hoffen, dass sich die neue Deutsche Kochgarde an die Spitze dieser internationalen Bewegung, regionale Küche stellt und so etwas von der Bedeutung in der Vergangenheit zurückgewinnt.

Sonntag, 15. August 2010

Weißkohl ein überraschendes Gericht


Viele wissen, dass ich mich für die Bürgerliche Küche der Vergangenheit interessiere, zumal ich sie in guter Erinnerung habe. Heute wird diese Küche im allgemeinen abgelehnt als zu schwer und ungesund. Ein wichtiger Grund der Ablehnung ist die Sparsamkeit in der schlechten Zeit im und nach dem Krieg. Unsere Mütter haben deshalb nicht so schmackhaft gekocht, da es ihnen an den einfachsten Zutaten, wie Fett, Fleisch oder auch Gewürze mangelte. Das ist Vergangenheit. Uns fehlt es heute an nichts mehr, traditionelle Gerichte raffiniert und schmackhaft zu kochen.


Ein kleiner Weißkohl auf der Brotmaschine oder von Hand in Streifen schneiden, in einem Schmortopf angeräucherte Mettwurst und Zwiebeln mit einem kleinen Teelöffel Zucker und Schmalz anbraten/karamellisieren. In das Fett Gewürze wie Kreuzkümmel, Senfsaat, Bockshornklee, Nelke, Piment usw. geben. Wenn vor Allem ungemahlene Gewürze ins Fett gegeben werden, verbindet sich deren Geschmack besser, die leicht gegebene Penetranz wird genommen. Den gewaschenen Weißkohl auffüllen, mit trockenem Weißwein ablöschen, Lorbeerblatt, salzen, pfeffern, auf reduziertem Kochfeld ca. 45 Min. langsam schmoren. Mit grünem Weintraubensaft (Verjus) oder Fruchtessig nach Geschmack ansäuern.

Gequetschte Pellkartoffeln mit Sahne und einem Stich Butter unterziehen. Dazu kann noch gebratene Blutwurst, Würstchen oder Panhas gereicht werden.

Wichtig ist die nicht zu lange Garzeit und das Unterziehen der Pellkartoffeln mit Sahne und Butter. Die Kartoffeln also nicht mit kochen lassen. Dies empfiehlt sich übrigens für alle „durcheinander“ gekochten Rezepte. Der Geschmack ist dann frischer.

Dienstag, 10. August 2010

Kalbsnieren - eine vergessene Delikatesse

Angeregt durch das neue Kochbuch von Wolfram Siebeck „Das Kochbuch der verpönten Küche“, habe ich seit Jahrzehnten wieder einmal Kalbnieren gekocht. Vor 20 bis 30 Jahren galten Kalbsnieren als besondere Delikatesse und waren regelmäßig auf den Speisenkarten der guten Restaurants zu finden, vorwiegend „flambiert“. Die Kalbsnieren musste ich bei meinem Metzger Schuster in der Mont-Cenis-Str. vorbestellen.


Für 2 – 3 Personen benötigt man eine Kalbsniere. Die entfettete Niere wird 1/2 Tag in klares Wasser gelegt, das Wasser wechseln. Vor dem Braten in gut cm dicke Scheiben schneiden, dann in die heiße Pfanne. Erst nach dem ersten Wenden salzen und pfeffern. Das Kochfeld muss auf höchster Stufe stehen bleiben, da die Nieren viel Wasser ziehen. Der Fleischsaft sollte so schnell wie möglich verdampfen, um Bräunung zu erreichen. Nicht zu lange in der Pfanne braten, da die Nieren dann hart werden. Auf der Oberseite sollte noch etwas Saft stehen, dann auf einer Platte in den 60 Grad vorgewärmten Backofen warm halten.

Den Bratensatz in der Pfanne mit „Noilly Prat“ oder einem anderen trockenen Wermutwein ablöschen. Mit Sahne auffüllen, einen Löffel mittelscharfen Senf unterrühren und abschmecken. Man kann die Sauce auch statt mit Senf mit diversen Kräutern, Tomatenmark oder nur mit nur Butter montieren. Vor dem Servieren die Nieren mit der Sauce in der Pfanne vermischen.

Die Vorbehalte, sprich Vorurteile, meiner Gäste waren groß. Umso größer die Überraschung, welch ein feines, wohlschmeckendes Gericht zusammen mit Pappardelle und Zuckererbsen auf den Tisch kam.

Sonntag, 8. August 2010

Besuch Dortmunder "U" Ausst. "Trust"

Mein 1. Besuch im Dortmunder „U“ war etwas enttäuschend. Ich wusste zwar, dass man einige Monate mit der Fertigstellung zurück ist, dass man teilweise erst die Rohbaustufe erreicht hat, war mir unbekannt. Provisorisch eröffnet sind teilweise die Ebenen 1 – 3. In der unteren Ebene wird eine Ausstellung über die Planung des Westviertels, wo auch das alte Union Gebäude liegt. Die Ebenen 2 und 3 werden durch den Medien Kunstverein und das Zentrum für digitale Bildung bespielt. Hier liegt noch kein Boden, die großzügigen Rolltreppen stehen noch still, der Besucherstrom ist spärlich. Es dürfte mehr Wachpersonal aus Kreisen der Feuerwehr, als Besucher im Museum vorhanden sein (Besuch an einem Samstagnachmittag).

Sehenswert sind die Installationen anläßlig der ISEA Ruhr in Dortmund unter dem Motto „Trust“ in der 3. Ebene. Technisch raffinierte Installationen fesseln außerordentlich. Leider ist der Katalog, der die Systeme einzeln beschreibt noch nicht lieferbar. Eine solche Beschreibung ist unerlässlich. Wir haben es mit einer gänzlich neuen Kunstgattung zu tun, die zwar einfach in der Wirkung ist, aber unerhörte Programmier Kenntnisse voraussetzt. Hier ist eher ein Informatik- oder Physikstudium verlangt, als eine traditionelle Kunstausbildung.
Zur Museumsnacht am 25-9-10 sollen auch die übrigen Etagen eröffnet werden. Dann wird das Ostwall Museum (MO) die Ebenen 4 – 6 eröffnen. Als Erstes wir eine Ausstellung in Verbindung mit dem Museum „Centre Pompidou“ gezeigt. Hoffentlich wird man rechtzeitig fertig.

Donnerstag, 5. August 2010

Neues Restaurant "Esszimmer" Essen-Werden, kein Italiener

Etwas durch Zufall hörten wir vom „Dicken Engel“, der sich ins „Esszimmer“ verwandelt hat. Gemeint ist das bekannte Biergartenrestaurant, was zu einem empfehlenswerten neuem Essrestaurant mutiert ist.


Wir aßen hausgemachte Sülze vom Kalbstafelspitz an Schnittlauchsauce, mit echten Bratkartoffeln. Dann frisches Stielmus durcheinander, mit angeräucherten Schweinefilet, garniert mit Kohlrabi- und Möhrenwürfel. Dazu ein Pfälzer Rotwein „Tutor“ vom Bio-Weingut Stuck, nur 12,5 % Alkohol. Die Hauptgerichte schmeckten endlich einmal so, wie erwartet und nicht wie in einem Sterne heischenden Restaurant.

Zum Dessert eine gemischte Schokoladenspeise „Tod Schokolade“ und Kaiserschmarren. Das Essen war ein Genuss wie lange nicht mehr in der Gastronomie erlebt. Endlich einmal keine mediterrane Küche, sondern eine überraschungsreiche mitteleuropäische Küche. Man bietet wechselnd Gerichte an, die aus der bürgerlichen Küche neu interpretiert werden. So wird man auch Kalbsnieren und Kalbsbries bringen. Wir freuen uns darauf.

Sonntag, 25. Juli 2010

"Stadt der Sklaven" im Folkwangmuseum


Ich hatte Gelegenheit, erneut die Ausstellung „Das schönste Museum der Welt“ mit meiner Schwester zu besichtigen. Wir interessierten uns auch für die neue Hängung im allgemeinen Teil des Museums. Neu ist ein kompletter Saal für das Atelier van Lieshout, dem das Museum 2008 eine eigene Ausstellung gewidmet hatte.


Wir stutzten vor einem großformatigen Bild „Zero foot print“ , was sich bei näherem Hinschauen als ein Work-Flow eines Vernichtungslagers entpuppte. Wir fanden keinerlei nähere Erklärungen in dem Saal, in dem weitere missverständliche Exponate: „Hängende Männer“, „Ausgeweideter Mann“, „Schlaf- und Arbeitseinheit mit Sklaven“, von Lieshout ausgestellt waren. Wir waren empört, dass Derartiges im Folkwang-Museum ohne Kommentar gezeigt wird. Ich hatte dann Glück. Im Buchverkauf konnte ich das letzte Exemplar des Ausstellungskatalogs von 2008 „Slave City“ erhalten. Die verschiedenen Texte erläuterten uns dann, worum es den Künstlern eigentlich geht. Die Werkgruppe, Sklavenstadt, ist eine große Gemeinschaftsarbeit des Ateliers über mehrere Jahre. Man will klar machen, wozu der Mensch fähig ist und bezieht sich auf Gräueltaten der Vergangenheit, die da sind: Vernichtungslager, Völkermord, Euthanasie, Völkerversklavung u.v.m.

Mit schwerverständlichen tiefgründigen Witz (Zitat Katalog S.49) versucht man diese Maschinerie zu Perfektionieren und mit wirtschaftlichen Profit zu betreiben. Es geht also darum, planerisch darzustellen, wie man Menschenvernichtung noch optimierter und wirtschaftlicher betreiben kann. Man bezieht sich hierbei auf viele Beschreibungen aus Kunst, Literatur, Film und Dokumentationen. Es werden einige dieser Quellen angeführt, um wohl ein Alibi für das eigene Projekt zu finden. Was Andere mit Erfolg und Zynismus gemacht haben gilt es noch zu übertreffen. Es muss doch möglich sein, z.B. ein Vernichtungslager z. B.  wie Auschwitz zu „verbessern, zu optimieren“. Aus der Sicht der Künstler, war das ja nur dilettantisch gemacht. Das Ganze soll dann ein Beitrag zur kritischen Kunst sein. Scheinbar bin und bleibe ich ein Spießer, der hieran Anstoß nimmt..

EMSCHERKUNST.2010 "Herner Meer"



Am Samstag, 24-7-10, 18 h wurde vom Veranstalter RUHR.2010 am „Herner Meer“ eine öffentliche Führung, an der ca. 100 Personen teilnahmen, veranstaltet. Über die Sinnhaftigkeit der diversen Kunstaktionen auf der Emscherinsel wurde kritisch diskutiert. Der Hauptsponsor der insgesamt 11 Mio. € teuren Aktion ist der Emscherverband. Seit 20 Jahren wird das gesamte Flussnetz der Emscher renaturiert. Man ist inzwischen auf der Zielgeraden angekommen. In den nächsten 10 Jahren ist das geniale Projekt abgeschlossen. Man wird die „no-go-area“ Emscherinsel nicht wieder erkennen. Der Kurator der EMSCHERKUNST.2010 Prof. Florian Matzner wollte mit den vielfältigen Beiträgen das Bewusstsein der Menschen in der Region schärfen: hier geschieht etwas Besonderes. Es wurden viele, meist nicht aus dem Ruhrgebiet stammende Künstler, aufgefordert zu diesem Thema etwas Künstlerisches darzustellen.

An der Spitze der östlichen Landzunge Schleuse Horsthausen entstand eine Skulpturengruppe mit Klang, im Volksmund „Käsestange“ genannt. Schöpfer sind der Bildhauer Bogomir Eckers, stammend aus Duisburg, und der Klangkünster Bülent Kullukcus, stammend aus der Türkei. Der Klangteil dauert ca. 30 Min. und wird alle 2 h zu Gehör gebracht. Die Skulpturengruppe besteht aus einem gelben ca. 23 m hohen Turm aus gestapelten technischen Elementen, in die auch Lautsprecher untergebracht sind, scheinbar labil zusammengebaut. Daneben eine übergroße Straßenlaterne und eine kleinere Aluminium Skulptur. Das Werk soll nicht die natürliche, sondern die technische Seite der Region aufgreifen.



Auf der anderen Seite des Herner Meer hat Mark Dion seine „Gesellschaft der Amateur-Ornithologen“ in einem alten Gastank, stammend aus der stillgelegten Herner Kläranlage, in form einer begehbaren Studierstube eines Vogelbeobachters aufgebaut. Das Ganze hat seine besonderen Reiz durch das Unpassende und Altmodische des Kunstobjektes. Besonders Kinder macht es Spaß, den vielen kleinen Details nachzuspüren. Man glaubt es kaum: mutwillige Beschädigungen der „open air“ Kunstwerke sind bisher ausgeblieben. Im Gegenteil, in der Nähe campierende Jugendliche betrachten sie als ihre „eigenen Kunstwerke“, auf die sie aufpassen, damit nichts beschädigt wird. Besser kann Kunst nicht ankommen.

Montag, 28. Juni 2010

Anweisungen aus der Vergangenheit



Hier meine Bericht über das Essen im Rhein-Ruhrzentrum mit Arpard Dobriban „Anweisungen aus der Vergangenheit“. Einen viel ausführlicheren bebilderten Bericht hat Peter Krauskopf in seinem Blog http://genussbereit.blogspot.com/ . Ich beschränke mich auf einige technische Details, die im Blog von Peter nicht zur Sprache gekommen sind.

1. Obstler, Speierlingschnapps, in Ungarn beginnt man das Essen mit einem Schnapps
2. Schinken und Salzgurken mit Boltens Landbier, gelungenes Entrè, deftig, löschte den Durst
3. Gestummte Klees mit Quittenkompott, eine Spezialität aus Pechar/Ungarn. Frittierte kleine Klöse in Fett ausgebacken. Der Quittenkompott war säuerlich, wenig süß und passte hervorragend.
4. Angada abur, eine säuerliche Suppe mit kleinen gefüllten Nudeln als Einlage, einmaliger Geschmack, Spezialität aus den Siebenbürgen.
5. Gefülltes Kraut, mit vielen Kräutern, Tomaten. Durch eine lange Kochzeit, das Gericht wird aufgewärmt, fast kein Kohlgeschmack.
6. Huddel mit Birnen, Hauptgericht: gekochter, geräucherter, durchwachsenen Speck, darauf ein Hefekloß mit Birnen
7. Gekochte Mangoldblätter, mit Bröseln und Zitrone, dieses Gericht steht für die einfache Gemüseküche, die i.d.R. nur Beilage ist.
8. Buchteln, Dampfnudeln, gefüllt mit Pflaumenmus, in der Röhre gebacken, warm mit Vanillesauce serviert.

Die einzelnen Gänge wurden in einem großen Kochmobil zubereitet, das mit 6 Köchen bespielt werden kann Es enthält bis zum Geschirr, Kühlung und Spülmaschine, alles was notwendig ist, um bis zu 80 Gäste zu bewirten.

Arpad Dobriban der Geschmackskünstler aus Ungarn, begleitete das Essen mit sachgerechten Kommentaren. Für ihn sind die wichtigsten Rohstoffe der Küche, Milch, Eier und Mehl. Diese Zutaten sind in fast allen Weltkulturen vorhanden. Daher werden sie zu unendlich vielen Gerichten verarbeitet. Gemüse, Obst und Fleisch treten hiergegen zurück, machen aber in Ergänzung die Hochküchen aus und werden in der einfachen Volksküche als Festagsessen gesehen.

Dobriban hat die servierten Gerichte in seinen diversen Interviews aufgespürt, mit den Informanten nachgekocht, um einen möglichst authentischen Geschmack zu erreichen. Ich hatte hier völlig neue Geschmackserlebnisse, die meinen Geschmackshorizont deutlich erweitert haben.

Völlig neu waren für mich die Suppe „Angada abur“. Diese Suppe wird aus einem selbst hergestellten „Suppenwürfel“ zubereitet. Die Herstellung wie folgt: Milch wird über drei Wochen sauer gelegt, täglich gerührt, es entwickelt sich starke Milchsäure, dieser Käse wird in gleichen Teilen 1:1 gehackte Kräuter wie Sellerieblätter, Petersilie, Liebstöckel u.a. aufgefüllt. Anschließend stark eingekocht und in Häufchen auf einem Blech getrocknet. Diese Kegel sind haltbar und werden bei Gebrauch in Brühe aufgelöst und mit Sahne abgerundet. Der saure Geschmack ist wieder da und wird nicht durch Essig verstärkt.

Bei dem gefüllten Weißkohl fehlte völlig der sonst so penetrante Kohlgeschmack. Erreicht wird dies durch wiederholtes Aufwärmen und das Abschmecken mit Kräutern und Gewürzen. Diese Kochmethode ist bei uns völlig aus der Mode gekommen, da die Vitamine so zerstört werden. Durch die lange Garzeit entstehen neue Geschmacksstoffe, die bei unserer üblichen schnellen Küche gar nicht erst gebildet werden können.

Das Eintopfgericht „Huddel mit Birnen“ und Hefekloß wird tatsächlich nur in einem großen Topfgekocht. Der geräucherte Speck hat natürlich eine lange Garzeit und kann sehr gut am Vortag vorgekocht werden. Der Hefeteig wird separat vorbereitet und zusammen mit den Birnen vor dem Anrichten als Kloß auf das Fleisch gelegt. Im Dampf gart der Kloß und kann dann zusammen mit dem großen Topf auf den Tisch gestellt werden. Das ist Essen in Urform.

Es könnte eine interessanten Aufgabe von Slow Food sein, eine solche Museumsküche mit ihren alten/neuen Geschmacksvarianten wieder zu beleben.

Sonntag, 6. Juni 2010

RUHR.2010 Emscherinsel alte Kläranlage Herne


Als einziger Besucher am Samstag um 11:30 hatte ich Gelegenheit, mir den neuen Magneten der Emscherinsel anzusehen. Der ursprüngliche ca. 20 m hohe Faulbehälter, der vor Jahren stillgelegten Herner Kläranlage, wurde entkernt. In ihm wurde ein Gerüst mit einer Plattform im oberen Bereich geschaffen. Hier findet eine Kinofilmvorführung eines eigens für die Ausstellung geschaffenen Films auf vier Leinwänden statt. Der technische Aufwand und die Umsetzung ist exzellent. Der Film ist in vier Ebenen aufgeteilt, damit entstehen parallele Abläufe, die die einzelnen Szenen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zeigen. Der Ton passt teilweise zu mehreren Szenen, wiederholt sich oft wie ein Echo. Technisch hat mir der Film ausgezeichnet gefallen.


Der Inhalt dagegen war banal. Er stellte das Alltagsleben einer Familie mit Großvater, Eltern und zwei pubertierenden Geschwistern, ausgehend von gemeinsamen Mahlzeiten, dar. Es wurden Konflikte, Sprachlosigkeit, Streit und Zuneigung, dargestellt. Ich hätte mir etwas Surrealistischeres in Verbindung mit der raffinierten Projektionstechnik gewünscht.

Die Mosaike an der Außenseite des Behälters erinnern mich an Sozialistische- oder Chinesische öffentliche Kunst. Es wird der Kampf der Bergarbeiter seit dem 19. Jahrhundert um soziale Gerechtigkeit verherrlicht. Ich hatte angenommen, dies Thema sei überwunden und gehöre der Vergangenheit an. Es gehört wohl zur RUHR.2010, alte Kamellen aufzuwärmen, mangels attraktiver Zukunftsthemen für den Pott.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Arpard Dobriban versunkene Geschmackserlebnisse

Ich hatte am Dienstag ein Gespräch mit Arpad Dobriban, einem Düsseldorfer Künstler, gebürtig in Ungarn. Dobrian beschäftigt sich unter anderem mit Geschmackserlebnissen und versucht, die Geschmackserinnerung an die vorindustrielle Küche durch verschiedene Projekte und Veranstaltungen wach zu halten.

Eine solche Veranstaltungsreihe hat er 2007 anlässlich des 400-jährigen Stadtjubiläums in Mannheim durchgeführt. Ein ähnliches Projekt hat er für RUHR.2010 in Arbeit. Er führt mit Senioren Interviews durch, um die Geschmackserinnerungen aus der Vergangenheit zu heben. So sprachen auch wir mehrere Stunden über dieses Thema.

Uns bewegte die Frage, wie hat sich die häusliche Küche verändert, was natürlich auch geschmackliche Auswirkungen hat. Folgende Punkte sind uns aufgefallen:

- Der zeitliche Aufwand für das Kochen ist rapide zurückgegangen

- Dies gilt einmal für die Vorbereitungen, als auch für die Kochzeiten selbst

- Heute wird gesund gekocht, kurze Garzeiten, wenig Fett und sonstige Kalorienträger

- Die Ablehnung der „bürgerlichen“ Küche

- Bevorzugt wird die mediterrane und asiatische Küche, bzw. was der Mitteleuropäer dafür hält

- Im Rahmen der Emanzipation will die Frau nicht mehr hinter dem Herd stehen – dies ist auch neuerdings vor allen bei den jungen, modernen Türkinnen festzustellen, die im Gegensatz zu ihren Müttern nichts mehr mit Kochen zu tun haben möchten.

- Die bestätigt auch eine Umfrage des LVWL in Münster: Was kochen die Westfalen?

- In nur noch 20 % der Haushalte wird überhaupt regelmäßig gekocht, dies dann meistens von den älteren Hausfrauen und Großmüttern

- Dies veränderte Küchentechnik, der Einsatz von Maschinen und Mixern

- Mikrowelle und Dampfgarer haben die Kochzeiten erheblich verkürzt und den Geschmack verändert.

- Die Berufstätigkeit der Frauen und Männer, die geringe Kinderanzahl

- Das große Angebot von Fertiggerichten und Fast-Food an jeder Ecke

- Geschmacksverstärker und künstliche Aromen sind Standard, ohne diese Zutaten schmeckt vielen Menschen das Essen flach und fade

Man kann diese Liste noch vergrößern. Es läuft immer mehr darauf hinaus, Zeit zu sparen, zumal das Essen heute weniger im Mittelpunkt steht. Kaum jemand hat Sorge satt zu werden, im Gegenteil wir leben in einer Überflussgesellschaft, was vor allem das Nahrungsangebot anbelangt. Wir hungern freiwillig, um die Figur zu halten. Der Genuss ist fraglich geworden, im Gegenteil: Dicke Menschen gelten als undiszipliniert und werden eher der Unterschicht zugeordnet.
Bei all diesem Wandel, der kaum gestoppt werden kann, müssen wir sehen, dass durch diese Veränderungen Kulturgut verloren geht. Rezepte kann man dokumentieren und später nachkochen. Hier geht es vielmehr um das persönliche Geschmackserlebnis des Einzelnen. So lehnen Köche, die sich mit Hochküche befassen, generell das „Durch-einander-kochen“ ab, was in der Zeit vor und nach 1945 die Regel war. Durch das separate kurze Garen z. B. in Mikrowelle/Dämpfer erhalten die Komponenten ihren eigenen Geschmack, auch wenn sie später zusammengefügt werden. Daher fällt auch manchen Genießern auf, dass aufgewärmte Gerichte anders/besser schmecken können. Diese Geschmacksveränderung ist typisch für das „Durch-einander-gekochte“ und macht einen wesentlichen Unterschied aus.

Das Anliegen von Arpard Dobriban ist, diese Entwicklung bewusst zu machen und in gemeinsamen Gastmahlen dies zum Erlebnis zu machen. Seine nächste Veranstaltung findet am 26-6-10 im Einkaufszentrum Rhein-Ruhr in Mühlheim statt. Anmeldungen unter http://www.blogger.com/goog_907260990


Im Übrigen beschäftigt dich das Convinium „Mittleres Ruhrgebiet Herne/Bochum in Slow Food Deutschland“, schon seit längerer Zeit mit diesen Themen. Peter Krauskopf, http://genussbereit.blogspot.com/ Food Journalist aus Bochum, hat ein Konzept zur Ruhrgebietsküche erarbeitet und zusammen mit Slow Food verschiedene „Gastmähler“ veranstaltet.

Montag, 24. Mai 2010

Schacht Zeichen - eines der interessantesten Projekte überhaupt

Das RUHR.2010 Projekt Schachtzeichen ist für mich eines der interessantesten Projekte überhaupt. Kaum eine Veranstaltung bringt das Ruhrgebiet und seine Menschen so verbindend nahe, wie diese. Zur Auswahl standen ca. 800 mögliche Standorte, wo sich einmal Tiefschachtanlagen befunden haben. Ausgewählt konnten nur ca. 300 wg. fehlender Sponsoren und Personal für das Gesamtprojekt.


Die Ballons sind auf PKW Anhängern mit einer Seilwinde befestigt und werden täglich insgesamt 10 Tage lang morgens und abends auf und ab gelassen. Die gelben PVC Blasen werden mit Helium Gas gefüllt. Sie müssen ständig bewacht werden, was den Personal Aufwand entsprechend verteuert. Der Sponsoring Betrag liegt pro Gerät bei 6.000 € plus Personalkosten. Viele Einsatzpunkte wurden von Vereinen oder Firmen ehrenamtlich betreut..

In Herne werden 18 Standorte bespielt. Bin am Samstag mit meinen Stöcken zum Aussichtspunkt Mont-Cenis gelaufen, um mir die Gelben Ballons von dieser erhöhten Warte aus anzusehen. Hier war auch ein Ballon vor der Akademie Mont-Cenis stationiert.

Von dem Aussichtspunkt konnte ich ca. 7 Ballons entdecken. Sie erscheinen mir sehr weit entfernt, aber auch klein. Werde daher nochmals zum Tippelsberg fahren, um von hier einen besseren Überblick zu gewinnen.

Obwohl der Bergbau heute nur noch rudimentär mit wenigen Großschachtanlagen vor allem im nördlichen Ruhrgebiet betrieben aktiv ist, wird durch dieses Projekt ein Gefühl für den Zusammenhalt und die größeren Zusammenhänge für die hier lebenden Menschen entwickelt. In Herne wurden 18 Standorte gefunden und auch bespielt. Bin heute Mittag mit meinen Stöcken zum Aussichtspunkt Mont-Cenis gelaufen, um mir die Gelben Ballons von dieser erhöhten Warte aus anzusehen. Hier war auch ein Ballon vor der Akademie Mont-Cenis stationiert.

Auch das begleitende Faltblatt ist informativ aufgemacht und schildert ausführlich die Hintergründe und die Probleme der vergangenen Bergbauepoche.


Das schönste Museum der Welt – wenn die Massen von Menschen nicht wären.







In der Tat, das neue Museum Folkwang ist das schönste neue Museum im Ruhrgebiet. Der Neubau von David Chipperfield fügt sich hervorragend an den stehen gebliebenen Südflügel an, der z. Zt. noch nicht bespielt wird. Die von Uve M. Schneede kuratierte erste Sonderausstellung ist der Vergangenheit des Museums vor 1933 gewidmet. Hier wird in der Sonderausstellung nachvollzogen, was in den 30er Jahren revolutionär war, die Gegenüberstellung anderer Kulturen mit europäischer Kunst. Gleichzeitig wird die Chance wahrgenommen, einige der aus dem Museums-Fundus von den Nazi gestohlenen Werke, es sollen ca. 1.800 gewesen sein, wieder zu zeigen. Sie wurden als „Entartete Kunst“ in alle Welt verstreut.



Auch mit dieser Ausstellung wird etwas von dem Zeitgeist fühlbar – wenn nicht die Masse Mensch die Räume (über)füllte. Diese Veranstaltung ist ein solcher Publikumsmagnet, dass man locker im sechsstelligen Besucherbereich landet. Heute ist Kunst dann erfolgreich, wenn Tausende daran teilnehmen können. Der Erfolg wird eben über die Zuschauerzahlen definiert. Schade!

Dennoch kann man zur Kontemplation finden, wenn man die übrigen Räume des Museums mit der modernen Sammlung oder den Bau M, mit Grafik, Plakaten und Fotos besucht. Hier findet man einen Saal der Expressionisten, vom Publikum kaum beachtet, eben etwas für Grafik-Kenner und weniger für Eventsüchtige.


Der Prinz von Homburg – ein Schrei-Stück, es fehlen nur die Untertitel

In der Presse ist die Inszenierung der Ruhrfestspiele schon wenig gut davongekommen. Die Regisseure haben es immer wieder schwer, dem Publikum gerecht zu werden. Im letzten Jahr war Ipsen auf dem Programm, in diesem Jahr ist Kleist dran. „Der Prinz v. Homburg“ ist eins der bekanntesten Stücke von Kleist. Es gehört nach wie vor zur Pflichtlektüre vieler Schüler. Trotz des klassischen Themas ist Kleist auch heute noch aktuell mit der Frage nach Pflicht und Gehorsam. Sicherlich sind die Antworten heute anders als in der Vergangenheit. Bei Kleist kommt es auf den Text an und der war wegen der Schreierei der Schauspieler über weite Bereiche nicht zu verstehen. Junge Schauspieler haben heute eben nicht solche Stimmgewaltigkeit, wie notwendig. Eine Ausnahme macht der Kurfürst (Jörg Pose), der stimmlich die Rolle meisterte. Auch über das Bühnenbild kann man streiten, zumindest hat es provoziert mit seinem schrillen Rot. Das Wasser auf der Bühne sollte wohl die marode Atmosphäre unterstreichen. Zum Schluss standen alle Beteiligte durchnässt wie begossenen Pudel dar, ohne jeden Anspruch auf Größe

Samstag, 15. Mai 2010

Starke Orte: Turbinenhalle, Bochum

Die Ausstellung des Bochumer Künstlerbundes findet in der Turbinenhalle, benachbart zu der Bochumer Jahrhunderthalle, statt. Es nehmen über 30 Künstler nicht nur aus Bochum teil. Die meisten Exponate stellen Installationen und Objekte dar. Damit unterscheidet sich diese Ausstellung von der vorangegangenen Herner Ausstellung im Bunker Herne-Sodingen, wo viel zu viele Bilder an einander gereiht zusammen gewürfelt waren.


Der Bochumer Ausstellung merkt man die kurativen Bemühungen an, auf den Ort zugeschnitten, eine sehenswerte Ausstellung zu machen. Die Turbinenhalle ist natürlich ein besserer Ort, so etwas zu verwirklichen. Ein Besuch lohnt sich, noch bis zum 30-5-10, 15 -18 h, Do. – So.


Dienstag, 30. März 2010

Langen Fondation, Grevenbroich, Ausst. Xiao Su


Ich hatte die Möglichkeit das Museum „Langen Fondation“ in Grevenbroich zu besuchen . Hier wird z.Zt. eine überaus interessante Ausstellung des chinesischen Künstlers Xiaobai Su gezeigt. Der Künstler ist gebürtiger Chinese, hat aber inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen. Aufgewachsen während der Kulturrevolution wurde er zum Künstler an der Zentralakademie der schönen Künste in Peking ausgebildet. Er lernte hier die Grundlagen der alten und neuen Chinesischen Kunst, was seinerzeit der Chinesische Sozialismus war, kennen. Als Meisterschüler hatte er das Glück, durch ein Stipendium als erster chinesischer Student an die Kunstakademie Düsseldorf zu gelangen. Hier studierte er u.a. bei Prof. Konrad Klappheck, wo er 1992 zum zweiten Mal es zum Meisterschüler brachte. Für ihn war Düsseldorf zunächst ein Kulturschock. Er hat aber gelernt das traditionelle chinesische Kunsthandwerk mit moderner europäischer Kunst zu einer Symbiose zu bringen.

Er greift die alte Tradition der chinesischen Lacktechnik auf und schafft im wesentlichen großformatige Bilder, die meistens eine dreidimensionale Wirkung haben. Die Lacktechnik ist außerordentlich komplex und zeichnet sich teilweise durch mehrjährige Herstellungszeiten aus. Es werden dutzende von Lackschichten übereinander aufgetragen und immer wieder poliert und geschliffen. Die Trocknungszeit für jede Schicht macht je nach Klima/Jahreszeit mindestens 1 Woche aus. Die großformatigen Objekte sprechen unser modernes Kunstempfinden an und zeichnen sich, trotz der aufwändigen Arbeit, als sehr minimalistisch aus. Die Ausstellung war ein ästhetisches Erlebnis. Sie läuft noch bis zum 24-5-10.

Freitag, 26. März 2010

"AufRuhr 1225" Ausstellung im Achäologischem Museum, Herne

wir konnten an einer Führung durch die aktuelle Ausstellung im Archäologischen Museum, Herne, „AufRuhr 1225“ teilnehmen. Im Rahmen dieser Ausstellung wurde ein hölzerner „Motten-Turm“ neben dem Museum originalgetreu ca. 20 m hoch aus Holz errichtet. Leider kann dieser Turm erst ab dem Wochenende (28-3-10) im Rahmen eines Museumsbesuchs bestiegen werden.


Die Ausstellung nimmt Bezug auf die Ereignisse im Jahr 1225, der Ermordung des Erzbischofs von Köln, Engelbert I. Durch dieses Ereignis hat es in der Folgezeit erhebliche politische Veränderungen in der Region dem heutigen Ruhrgebiet gegeben. Die Ausstellung soll auch weiter zeigen, dass diese Region bereits im Mittelalter hoch entwickelt war und die größte Burgendichte in Deutschland aufwies. Dieser Umstand ist weitgehend unbekannt, da die Industrialisierung in den letzten 150 Jahren viele Baudenkmäler vernichtet hat oder sie sind aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden.

Die Ausstellung, mit ihrem Ritterthema, richtet sich vorwiegend an Kinder und Jugendliche. Der Aufbau ist unübersichtlich, die einzelnen Themen sind in Ausstellungskojen präsentiert, es fehlt der Gesamtüberblick. Der Mitmachbereich ist ausgezeichnet dargestellt und nimmt einen breiten Raum ein. Die Kinder haben ihren Spaß und machen ziemlich viel Krach (schlechte Raumakustik) . Wer Kinder in die Ausstellung mitbringt, sollte hier mit dem Besuch beginnen.

Leider ist der Ausstellungskatalog (25 € Sonderpreis) weniger an die Laienbesucher gerichtet, sondern stellt ein Symposium für die einschlägigen Archäologen dar, in z. T. gestelzter, wissenschaftlicher Sprache geschrieben, nur schwer für einen Laien lesbar. Schade, eine verpasste Chance, das zumeist trockene Thema einem breitem Publikum näher zu bringen.

Sonntag, 21. März 2010

Bernd Zimmer bei Gmyrek, Düsseldorf


Bernd Zimmer wird schon seit den 80 er Jahren durch Gmyrek, Düsseldorf im Westen in Konkurrenz mit Pfefferle, München, vertreten. Die Ausstellung umfasst die neue Serie „Spieglungen“ die in den letzten zwei Jahren in dem neuen Atelier in Brandenburg entstanden ist. Es sind durchweg größer formatige Bilder. Auch werden größere Holzschnitte in besonderer Technik gezeigt, die eher an Monotypien erinnert. Mich fasziniert Zimmer mit seiner Farbvielfalt und seiner besonderen Maltechnik immer wieder. Die Ausstellung in der Galerie ist noch bis zum 30-4-10 geöffnet.

Ausstellung NRW-Forum Robert Mapplethorpe


Im NRW-Forum, Düsseldorf, Ehrenhof läuft bis zum 15-8-10 eine große Fotoausstellung über Mapplethorpe. Die Ausstellung im NRW-Forum umfasst alle der Aktivität des umstrittenen Fotografen. Mapplethorpe hat vor allen mit seinen homoerotischen Fotos in den 80er Jahren Tabubruch begangen. Besonders Ästhetisch sind seine Blumenfotos, die oft im engen Zusammenhang mit seinen Aktfotos stehen. Heute ist die Aufregung nur noch schwer nachzuvollziehen.

Mittwoch, 17. März 2010

Zum Thema Slow Food und italienischer Küche

                            

Ich hatte Gelegenheit, mit dem bekannten Autor und Italienkenner Peter Peter eine 7 tägige Sizilienreise zu unternehmen. Neben den üblichen Kunsthistorischen Zielen ging es bei dieser Reise, den heutigen Stand der sizilianischen Küche aufzuspüren. Wir haben bei Bauern, Hirten und ganz normalen Bürgern zuhause gespeist. Wir hatten sogar Gelegenheit, bei Elenora Consoli, der Mama Sizilia, eine Kochkursus zu erleben. Wir sind durch Dörfer, Märkten und Städte gestreift, immer auf der Suche nach dem Besonderen und Typischen.

Auf den großen Märkten wird alles angeboten, was das Land und die Natur hergibt. Fische in ihrer Vielfalt, immer als Ganzes mit Kopf und Schwanz. Fischfilets sind völlig unbekannt. Der ganze Fische bleibt länger frisch, zumal die unverletzte Haut die hygienischste Verpackung ist. Auch das Fleisch wird immer in großen Teilen oder als ganze/halbe Tiere angeboten und gekauft. Vorgefertigte Braten oder Schnitzel werden auf Wunsch vom Metzger frisch zugeschnitten, nicht aber in Kleinverpackungen angeboten.

Das Gemüseangebot ist unerhört breit und mit unserem kaum zu vergleichen. Was ein Wunder, schon jetzt sind die ersten Erbsen und Bohnen im Angebot. Man hat in Sizilien bis zu drei/vier Gemüseernten. Der wichtigste Punkt: hier können die Köche und Hausfrauen damit umgehen. Ein Koch ist kein guter Koch, der nicht ganze Tiere und Fische verarbeitet und hieraus Schmackhaftes kocht. So wird Fleischsauce nicht aus Gehaktem, welches bei uns aus schierem Fleisch über den Fleischwolf produziert wird, sondern aus klein geschnittenen Innereien gekocht. Dies fällt dem normalen Touristen nicht auf. Er schwärmt von dem himmlischen Geschmack. So ist eine besondere Spezialität für den kleinen Imbiss „Arancini die riso“, gebackene Reisballen mit Gemüse und Fleischresten, sprich Trippa oder Kutteln.

Die sizilianische Küche ist keineswegs eine fettarme oder leichte Küche. Im Gegenteil, es wird mindestens so deftig gekocht, wie bei uns in der bürgerlichen Küche, die in Italien „Cuccina casalinga“ heißt. Bei den Hirten haben wir als besondere Spezialität zu den Pasta große Schüsseln gekochter Schwarten in Tomatensauce serviert bekommen. Die diversen Gemüse, die i.d.R. als Vorspeisen serviert werden, schwimmen in Olivenöl. Dennoch es ist eine urige, schmackhafte und nahrhafte Küche, die dem Slow Food Gedanken voll entspricht.

Was mich dann, zurückgekehrt nach Deutschland, erzürnt, ist die Cross-Over Küche, die uns hier als sogenannte Mittelmeerküche verkauft wird. Es fehlt ihr einfach die Vielfalt im Geschmack und den Zutaten, die meistens längst nach Deutschland exportiert werden. Das ist natürlich nicht Slow Food like. Es soll mit regionalen Zutaten gekocht werden. So kann man durchaus statt Mittelmeerfische frische Fische aus unserer Teichwirtschaft aus dem Sauerland nehmen. Bei den frischen Kräutern hat man eher Probleme, aber auch hier gibt es eine Lösung aus einer Kräutergärtnerei in Datteln. Bei Fleisch haben wir mindestens die gleiche Vielfallt wie in Italien. Nur kommen leider keine ganzen Tiere mehr zum Metzger oder in den Supermarkt, sondern nur abgepackte ausgesuchte Fleischstücke. Knochen sind schon gar nicht mehr lieferbar, sondern nur noch auf Bestellung. Woraus werden Brühen gezogen? Nur aus dem Beutel?

Sonntag, 24. Januar 2010

Ruhr Museum Zollverein


Bereich "Zeitzeichen" kein emotionaler Kontakt möglich, schlechte Präsentation in Vitrinen

Am Freitagnachmittag besuchte ich das neue Ruhrtalmuseum auf Zollverein. Es war nicht gut besucht, so dass der Aufenthalt angenehm war. Insgesamt ist das Museum etwas unübersichtlich, zumal man das Museum mittels der Rolltreppe über die 24 m Ebene betritt und auch wieder verlässt. Man steigt über das orangefarbene Haupttreppenhaus auf die 17 m Ebene „Gegenwart“ herunter . Hier erfuhr ich einen Schock. Wenn ich Museumsatmosphäre erwarte habe, so wurde ich eines besseren belehrt. Eine kalte, digitale Situation empfing mich, die ich abstoßend empfand. An langen hinterleuchteten Acrylwänden sind regelmäßig relativ kleine Farbfotos in Reihe montiert. Hier soll nur Ruhrgebietsluft zur Einstimmung vermittelt werden. Die Wanderung führt in die Ausstellungseinheit „Zeitzeichen“. Hier wurde mein erster negative Eindruck noch gesteigert. Die Exponate waren steril in kleinen Vitrinen hermetisch abgeschlossen gelagert. Die Beschriftung schlecht lesbar unterhalb der Sichtfenster angebracht. Das ein verschlissener Ehering oder eine Armbanduhr in einer solchen Vitrine gelagert wird, kann ich noch verstehen, dass aber große Stein- und Kohleblöcke, als seien es Diamanten, genau so präsentiert werden, vermag ich nicht nachzuvollziehen. Es entsteht eine Kälte und Distanz bei dem Besucher, die abschreckend ist. Vor lauter Emotionen habe ich dann übersehen, dass der einzige Zugang zur darunterliegenden Abteilung „Gedächtnis“ nur über ein Treppenhaus in der hintersten Ecke möglich ist. Ich habe es für einen Notausgang gehalten.



Kohle unter Glas, bitte nicht anfassen
Berghalde, zum Anfassen

Wieder im Haupttreppenhaus folgte ich dem Schild „Wechselausstellung“. Hier kann man nach dem Plan den Bereich „Gedächtnis“ erreichen (vom Haupttreppenhaus aus). Leider war die Wechselausstellung geschlossen, so dass ich mir den Besuch auch des dahinter liegenden Bereichs schenken musste. Ich lief dann über das Treppenhaus in die 6 m Ebene „Geschichte“. Hier wurde ich dann für die vorherige Enttäuschung voll entschädigt. Ich fand eine Museumsabteilung vor, wie ich sie erwartet habe. Gut und übersichtlich gegliedert, Exponate zum Anfassen. Ein Hauch der Vergangenheit mit all ihren Größen, Problemen und Schwierigkeiten erfasste mich. Man kann in die vergangene Zeit versinken. Hier konnte man einen Klumpen „ rote Halde“ fühlen. Bei der Kohle weiter oben war dies nicht möglich. Ein Museum muss auch ein körperliches Gefühl vermitteln. Wenn die Gegenwart kalt und abstoßend empfunden werden soll, hat die Eingangsausstellung voll ihr Ziel erreicht. Dennoch, ich werde wiederkommen, um den noch für mich fehlenden Teil zu sehen.

Samstag, 23. Januar 2010

Cafè Aroma in Berlin echte Slow Food Küche


Cafè Aroma in Berlin-Schönefeld

Bei meinem letzten Aufenthalt in Berlin lernte ich das Cafè Aroma in B-Schöneberg, Hochkirchstr. 8, kennen. In diesem Restaurant wurde, bevor es Slow Food Deutschland gab, eine italienische Sektion von Slow Food gegründet. Das italienische Wirtepaar bemüht sich italienische Slow Food-Küche mit regionalen Produkten aus Brandenburg zu kochen. Ein Menü war vorbestellt (30,- €):


- Hechtfilet (Fischerei Klemm, Trebach) mit Artischocken (Bioanbau in Sardinien)
- Kartoffel Gnocchi (Bio-Kartoffeln „Talent“) mit Käse „Fonduta“ (Aostatal) und weißen Trüffeln (aus Umbrien)
- Kaninchen (Kaninchenhof Beelitz) mit Winterknollen und Polenta
- Verschiedene Ziegenkäse (Schleusenhof Regow)

Das Menü war erstklassisch, wobei die beiden ersten Gerichte und der Käse, die hight-ligths waren. Der Hecht war frisch, ohne Gräten, auf den Punkt gegart. Die Käsesauce und die Gnocchi ein Gedicht. Das Kaninchen scharf gebraten, leider etwas trocken an einer Rotweinsauce. Auch der Ziegenkäse war unübertroffen mit abgestuften Geschmack (Rot-, Blauschimmel und Frischkäse), was ich bei unseren  heimischen Ziegenkäse leider vermisse.

Man könnte von unseren Italienern im Ruhrgebiet ähnliche Küchenleistungen erwarten, zumal auch hier regionale Produkte zur Verfügung stehen. Wer traut sich schon an Hecht oder Karpfen heran? Hat dies etwas mit einer unterschiedlichen Esskultur zu tun?  Auf jeden Fall, werde ich das unaufdringliche, einfache Lokal bei meinem nächsten Berlinaufenthalt,  wieder besuchen

Montag, 18. Januar 2010

Besuch des "Neuen Museums" in Berlin


Neues Treppenhaus nach Sanierung


Zur Bausanierung

Das „Neue Museum“ wurde 1854 eröffnet und von dem Berliner Architekten Stüler in nur zwei Jahren errichtet plus Innenausstattung. Das Museum wurde auf schlechten Baugrund auf einer Havelinsel errichtet. Man wande die modernsten Baumethoden an, die seinerzeit zur Verfügung standen. Eine 5 PS Dampfmaschine sorgte für die notwendige Energie. Man musste zunächst über 2.000, 18 m lange Pfähle zur Gründung rammen. Dies erstmalig mit einer Dampframme. Die Großbaustelle wurde von einer Schienenbahn erschlossen. Die einzelnen Loren wurden mittels eines Dampfaufzuges auf die Baugerüste befördert. Da der Baugrund wenig tragfähig war, wurde in einer Art „Leichtbauweise“ das Riesengebäude errichtet. Die Wände waren dünner, in den Decken wurden Hohlbauelemente verwendet. Die Stahlbinder wurden bei Borsig in der Werkshalle in Serie gebaut. Dies alles bewirkte die kurze Bauzeit, die für die Zeit einmalig war. Die längste Zeit beanspruchte der Innenausbau, zumal alle Wände aufwändig, malerisch , dem Zeitgeschmack entsprechend, gestaltet wurden. Da das Museum für die Ägyptische und Griechische Sammlung vorgesehen war, wurde die Ausstattung entsprechend gestaltet. In einem Architekturführer wird durch Bildvergleiche die ehemalige Ausstattung dargestellt.

Das Museum ist in seiner 150 jährigen Geschichte häufig umgestaltet und umgebaut worden. Durch den 2. Weltkrieg wurde es durch Bomben zu fast 40 % zerstört. Die Innenausstattung und Wandmalereien wurden noch stärker zerstört. Hinzu kam, das die Ruine über 30 Jahre sich selbst überlassen war und noch baufälliger wurde. Die ehemalige DDR hat erst im Jahr der Wende angefangen, das Museum wieder aufzubauen. Durch die Wende 1989 kam der Wiederaufbau erst einmal zum erliegen. Ab 1992 tagte dann eine Kommission, die 1997 zu einer Entscheidung kam und dem englischen Architekt Chipperfiled/Harrap den Auftrag erteilte. Es dauerte dann noch bis 1999, um mit dem Aufbau zu beginnen. In der Zwischenzeit wurde die Ruine gesichert und festgestellt, was erhaltungswürdig war und was nicht. Man hatte sich nach den neuen Regeln der Restaurierung alter Gebäude (Venedig Konvention) entschlossen, keine Rekonstruktion vorzunehmen (dies war das DDR-Konzept). Was zerstört ist, wird sichtbar repariert. Das, was erhalten werden kann, wird restauriert. So ist überall in den Räumen Altes und Neues nebeneinander zu sehen, was einen besonderen ästhetischen Reiz ausmacht. Im Übrigen hat man 1989 die Ruinensicherung weiterbetrieben und 2.500 Holzpfähle durch Stahlstangen gesichert. Auch wurde ein Holzrost, auf dem der ganze Bau stand, durch eine Betonunterkonstuktion ersetzt.

Zeitraubend waren die Diskussionen zwischen den Museumsbetreibern, den Denkmalschützern, der Stadt Berlin als Eigentümer. Es waren fünf Spitzenarchitekten an der Ausschreibung beteiligt. Die Entwürfe wurden alle angekauft, um einzelne Elemente in die Endlösung einzubauen. So ist der Entwurf keine reine Chipperfieldlösung. Der internationale Architekt Gehrie war auch beteiligt. Die Museumsleute hätten lieber Gehrie ausgewählt, da er das bessere Museumskonzept präsentiert hatte. Chipperfield kam den Denkmalsschützern stärker entgegen. Er hatte auch aufgrund seiner Erfahrung mit den englischen Denkmalsschützern einen Vorsprung. Durch diese Arbeiten wurde erst einmal klar, wie weit die Bautechnik 1850 schon entwickelt war, was man durch die Kernsanierung im Detail feststellen konnte. Dies hat wieder neue Probleme aufgeworfen, zumal bei den Baumaterialien und ihre handwerkliche Bearbeitung know-how verloren gegangen war. Heute präsentiert sich der Bau als moderne Meisterleistung der Denkmalssanierung, wobei die eigentliche Architektur sehr zur Geltung kommt.




Zur Sammlung
Die Ägyptischen und Griechischen Sammlungen, für die das Haus ursprünglich errichtet wurde, finde ich problematisch. Wir müssen diese Exponate heute als Raubkunst betrachten, die eigentlich in die Ursprungsländer zurückgeschafft werden müsste. Unter heutiger Rechtsauffassung, dürften die historischen Fundstücke ihre Heimatländer niemals verlassen. Sie kommen mir daher jetzt völlig fehl am Platze vor. Dies hängt auch mit der Präsentation zusammen, die sich sehr von der Ausstellung der Brandenburgischen Fundstücke in der 3. Etage und der damit verbundenen Darstellung unserer Vorgeschichte unterscheidet. Bei der Ägyptischen und Griechischen Ausstellung steht der Kunstbegriff im Vordergrund. Bei dem germanisch/römischen Bereich mehr die anthropologische Seite, was der Sache mehr gerecht wird..

Sonntag, 10. Januar 2010

"Künstlerzeche Unser Fritz" Rona Rangsch, Multimedia-Künstlerin



Rona Rangsch ist eine nicht unbekannt Multimedia-Künstlerin, die von Hause aus Physikerin ist. http://www.rangsch.de/ Sie ist seit einigen Jahren als Künstlerin tätig. Ihre Spezialität sind kurze Videos, die mit großem technischen Aufwand produziert werden. Dies merkt man den Filmen nicht an, im Gegenteil, sie muten poetisch an, was Michael Kade bei seiner Einführung anmerkte. Dies geschieht durch eine Verlangsamung oder auch Beschleunigung der Sequenzen. Sie wirken wunderbar beruhigend, man kann sie minutenlang anschauen und empfindet sie nicht als langweilig. Ein Besuch der Ausstellung in der Künstler Zeche „Unser Fritz“ lohnt sich, noch bis 20-1-10.

Samstag, 9. Januar 2010

Neueröffnung "Bistecca" im Glückaufhaus Essen




Habe den ausführlichen Blog von Erik Hillenbach gelesen, auf den Peter Krauskopf verwiesen hat. Der Blog machte uns neugierig, so dass wir kurzentschlossen einen Besuch machten. Vor kurzer Zeit wurde das neue Restaurant „Bistecca Grillroom“ von Franko Gianetti, eine erste Adresse, im Glückauf Haus eröffnet. Das Lokal ist sachlich und trotzdem gemütlich eingerichtet. Der vorherrschende braune, warme Holzton bestimmt die Einrichtung. Die Tische stehen genügend weit auseinander, so dass der Nachbar nicht stört. Hinzu kommt eine gute Akustik. An einem Freitagabend war das Restaurant ausgebucht, jeder Tisch war besetzt. Trotz Fülle ist das Lokal nicht laut.


Nun zu den angebotenen Speisen. Neben der offiziellen Karte werden auch noch verschiedene Tagesgerichte angeboten. Wir entschieden uns für einen Beef-Tea, der exzellent in einem Suppenteller serviert wurde (meistens erhält man nur eine kleine Tasse Fleisch Essenz). Anschließend haben wir Rib Eye Steak vom Wagyu-Rind und zum Vergleich Surf’n’Turf Steak gewählt. Die Steaks werden sowohl als schottisches Provinience, als auch als Steak auf Basis Kyoto-Rind, angeboten. Der Preisunterschied wird durch die Qualität voll wettgemacht. Es ist schon ein besonderer Genuss, dieses Spitzenfleisch zu genießen. Der wesentliche Geschmacksträger ist bei dem Wagyu-Rind natürlich das Fett, was durch die zarte Marmorierung des Fleisches latent vorhanden ist. Dazu wurde auf einer kleinen Schiefertafel gegrilltes Gemüse gereicht. Der Besuch hat sich gelohnt. Das Restaurant dürfte in Zukunft zum meinem Lieblingslokal zählen.

Mittwoch, 6. Januar 2010

Sylvesterurlaub, eine verpasste Chance


                            Buffet Service: Garnelen  Chin.          Filetsteaks, Jakobsmuscheln 

Seit einigen Jahren fahren wir zu Sylvester an die See, wobei wir öfter das Hotel und die Insel wechseln, um Abwechslung zu haben. So landeten wir zum ersten Mal in dem Strand- beziehungsweise Sporthotel Georgshöhe auf Norderney. Es gehört zu den besseren Hotels auf der Insel und hat einen entsprechenden Anspruch. Dass wir zur falschen Zielgruppe gehörten, merkten wir spätesten,s als wir im TV die Sender Arte und 3SAT einstellen wollten. Auf Rückfrage bei der Rezeption erfuhren wir, dass die Hotel-Gaste an solchen Sendern kein Interesse habe, dafür bevorzuge man die mehrere 1000 qm große Wellnessanlage mit Fitnessräumen, sechs Saunen und drei Meerwasser Schwimmbädern. Eine Bibliothek ist natürlich unter diesen Umständen auch überflüssig.


Das Sylvesterdinner wurde groß angekündigt. Die Menükarte versprach Einiges, der Preis auch. Das Dinner war in vier Vorspeisen, die am Tisch serviert wurden, und den Hauptgerichten als Buffet geteilt. Die Vorspeisen Coquilles St. Jaques, Thunfisch Sashimi, Reh Consommè und gebratenes Skreifilet (Winter-Kabeljau von den Lofoten) waren bestens und entsprachen hochklassiger Hotelküche. Das Dilemma entstand mit dem Buffet, das ebenfalls sehr vielseitig und reichlich war.

Beispiel Muscheln St. Jaques: im Service hervorragend, an der Grillbar waren die Muscheln eigentlich nur Eiweisversorgung, oder Piccata vom Heilbutt war nur panierter Fisch, ohne jeden Gourmet-Charakter. Die übrigen Gerichte waren in großen Warmhaltebehältnissen gespeichert, ohne Bezeichnung. So schöpften viele Gäste die geschmorten Kalbsbäckchen in Barolosauce über Bouillonkartoffeln, die direkt daneben standen. Schlussfolgerung: die besten Gerichte verlieren sowohl im Geschmack, als auch im Gesamteindruck, wenn sie kantinenartig präsentiert werden. Dem Hotelier, Herrn Sigges, scheint dieser Zusammenhang auch aufgefallen zu sein. Zum nächsten Sylvester wird es kein Buffet mehr geben.

Zur Ehrenrettung sei gesagt: das abendliche Menü war durchweg gut und wechselhaft. Jeden Tag ein Fischgang, leider jedoch immer aus der Pfanne. Es fehlten auch regionale Spezialitäten, wie Lamm oder Labskaus oder sautierter Schellfisch. Auch diese Gerichte sind nichts für den Durchschnitts Gast.

Wer an Wellness und sportlicher Betätigung interessiert ist, wird sich im Hotel wohlfühlen. Kulturelle- und Gourmet- Ansprüche sollten allerdings, zu mindestens den Urlaub zurückgestellt werden.


                                          Sporthotel Geogshöhe, Norderney