Sonntag, 25. Juli 2010
"Stadt der Sklaven" im Folkwangmuseum
Ich hatte Gelegenheit, erneut die Ausstellung „Das schönste Museum der Welt“ mit meiner Schwester zu besichtigen. Wir interessierten uns auch für die neue Hängung im allgemeinen Teil des Museums. Neu ist ein kompletter Saal für das Atelier van Lieshout, dem das Museum 2008 eine eigene Ausstellung gewidmet hatte.
Wir stutzten vor einem großformatigen Bild „Zero foot print“ , was sich bei näherem Hinschauen als ein Work-Flow eines Vernichtungslagers entpuppte. Wir fanden keinerlei nähere Erklärungen in dem Saal, in dem weitere missverständliche Exponate: „Hängende Männer“, „Ausgeweideter Mann“, „Schlaf- und Arbeitseinheit mit Sklaven“, von Lieshout ausgestellt waren. Wir waren empört, dass Derartiges im Folkwang-Museum ohne Kommentar gezeigt wird. Ich hatte dann Glück. Im Buchverkauf konnte ich das letzte Exemplar des Ausstellungskatalogs von 2008 „Slave City“ erhalten. Die verschiedenen Texte erläuterten uns dann, worum es den Künstlern eigentlich geht. Die Werkgruppe, Sklavenstadt, ist eine große Gemeinschaftsarbeit des Ateliers über mehrere Jahre. Man will klar machen, wozu der Mensch fähig ist und bezieht sich auf Gräueltaten der Vergangenheit, die da sind: Vernichtungslager, Völkermord, Euthanasie, Völkerversklavung u.v.m.
Mit schwerverständlichen tiefgründigen Witz (Zitat Katalog S.49) versucht man diese Maschinerie zu Perfektionieren und mit wirtschaftlichen Profit zu betreiben. Es geht also darum, planerisch darzustellen, wie man Menschenvernichtung noch optimierter und wirtschaftlicher betreiben kann. Man bezieht sich hierbei auf viele Beschreibungen aus Kunst, Literatur, Film und Dokumentationen. Es werden einige dieser Quellen angeführt, um wohl ein Alibi für das eigene Projekt zu finden. Was Andere mit Erfolg und Zynismus gemacht haben gilt es noch zu übertreffen. Es muss doch möglich sein, z.B. ein Vernichtungslager z. B. wie Auschwitz zu „verbessern, zu optimieren“. Aus der Sicht der Künstler, war das ja nur dilettantisch gemacht. Das Ganze soll dann ein Beitrag zur kritischen Kunst sein. Scheinbar bin und bleibe ich ein Spießer, der hieran Anstoß nimmt..
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