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Montag, 18. Januar 2010

Besuch des "Neuen Museums" in Berlin


Neues Treppenhaus nach Sanierung


Zur Bausanierung

Das „Neue Museum“ wurde 1854 eröffnet und von dem Berliner Architekten Stüler in nur zwei Jahren errichtet plus Innenausstattung. Das Museum wurde auf schlechten Baugrund auf einer Havelinsel errichtet. Man wande die modernsten Baumethoden an, die seinerzeit zur Verfügung standen. Eine 5 PS Dampfmaschine sorgte für die notwendige Energie. Man musste zunächst über 2.000, 18 m lange Pfähle zur Gründung rammen. Dies erstmalig mit einer Dampframme. Die Großbaustelle wurde von einer Schienenbahn erschlossen. Die einzelnen Loren wurden mittels eines Dampfaufzuges auf die Baugerüste befördert. Da der Baugrund wenig tragfähig war, wurde in einer Art „Leichtbauweise“ das Riesengebäude errichtet. Die Wände waren dünner, in den Decken wurden Hohlbauelemente verwendet. Die Stahlbinder wurden bei Borsig in der Werkshalle in Serie gebaut. Dies alles bewirkte die kurze Bauzeit, die für die Zeit einmalig war. Die längste Zeit beanspruchte der Innenausbau, zumal alle Wände aufwändig, malerisch , dem Zeitgeschmack entsprechend, gestaltet wurden. Da das Museum für die Ägyptische und Griechische Sammlung vorgesehen war, wurde die Ausstattung entsprechend gestaltet. In einem Architekturführer wird durch Bildvergleiche die ehemalige Ausstattung dargestellt.

Das Museum ist in seiner 150 jährigen Geschichte häufig umgestaltet und umgebaut worden. Durch den 2. Weltkrieg wurde es durch Bomben zu fast 40 % zerstört. Die Innenausstattung und Wandmalereien wurden noch stärker zerstört. Hinzu kam, das die Ruine über 30 Jahre sich selbst überlassen war und noch baufälliger wurde. Die ehemalige DDR hat erst im Jahr der Wende angefangen, das Museum wieder aufzubauen. Durch die Wende 1989 kam der Wiederaufbau erst einmal zum erliegen. Ab 1992 tagte dann eine Kommission, die 1997 zu einer Entscheidung kam und dem englischen Architekt Chipperfiled/Harrap den Auftrag erteilte. Es dauerte dann noch bis 1999, um mit dem Aufbau zu beginnen. In der Zwischenzeit wurde die Ruine gesichert und festgestellt, was erhaltungswürdig war und was nicht. Man hatte sich nach den neuen Regeln der Restaurierung alter Gebäude (Venedig Konvention) entschlossen, keine Rekonstruktion vorzunehmen (dies war das DDR-Konzept). Was zerstört ist, wird sichtbar repariert. Das, was erhalten werden kann, wird restauriert. So ist überall in den Räumen Altes und Neues nebeneinander zu sehen, was einen besonderen ästhetischen Reiz ausmacht. Im Übrigen hat man 1989 die Ruinensicherung weiterbetrieben und 2.500 Holzpfähle durch Stahlstangen gesichert. Auch wurde ein Holzrost, auf dem der ganze Bau stand, durch eine Betonunterkonstuktion ersetzt.

Zeitraubend waren die Diskussionen zwischen den Museumsbetreibern, den Denkmalschützern, der Stadt Berlin als Eigentümer. Es waren fünf Spitzenarchitekten an der Ausschreibung beteiligt. Die Entwürfe wurden alle angekauft, um einzelne Elemente in die Endlösung einzubauen. So ist der Entwurf keine reine Chipperfieldlösung. Der internationale Architekt Gehrie war auch beteiligt. Die Museumsleute hätten lieber Gehrie ausgewählt, da er das bessere Museumskonzept präsentiert hatte. Chipperfield kam den Denkmalsschützern stärker entgegen. Er hatte auch aufgrund seiner Erfahrung mit den englischen Denkmalsschützern einen Vorsprung. Durch diese Arbeiten wurde erst einmal klar, wie weit die Bautechnik 1850 schon entwickelt war, was man durch die Kernsanierung im Detail feststellen konnte. Dies hat wieder neue Probleme aufgeworfen, zumal bei den Baumaterialien und ihre handwerkliche Bearbeitung know-how verloren gegangen war. Heute präsentiert sich der Bau als moderne Meisterleistung der Denkmalssanierung, wobei die eigentliche Architektur sehr zur Geltung kommt.




Zur Sammlung
Die Ägyptischen und Griechischen Sammlungen, für die das Haus ursprünglich errichtet wurde, finde ich problematisch. Wir müssen diese Exponate heute als Raubkunst betrachten, die eigentlich in die Ursprungsländer zurückgeschafft werden müsste. Unter heutiger Rechtsauffassung, dürften die historischen Fundstücke ihre Heimatländer niemals verlassen. Sie kommen mir daher jetzt völlig fehl am Platze vor. Dies hängt auch mit der Präsentation zusammen, die sich sehr von der Ausstellung der Brandenburgischen Fundstücke in der 3. Etage und der damit verbundenen Darstellung unserer Vorgeschichte unterscheidet. Bei der Ägyptischen und Griechischen Ausstellung steht der Kunstbegriff im Vordergrund. Bei dem germanisch/römischen Bereich mehr die anthropologische Seite, was der Sache mehr gerecht wird..

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