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Sonntag, 24. Januar 2010

Ruhr Museum Zollverein


Bereich "Zeitzeichen" kein emotionaler Kontakt möglich, schlechte Präsentation in Vitrinen

Am Freitagnachmittag besuchte ich das neue Ruhrtalmuseum auf Zollverein. Es war nicht gut besucht, so dass der Aufenthalt angenehm war. Insgesamt ist das Museum etwas unübersichtlich, zumal man das Museum mittels der Rolltreppe über die 24 m Ebene betritt und auch wieder verlässt. Man steigt über das orangefarbene Haupttreppenhaus auf die 17 m Ebene „Gegenwart“ herunter . Hier erfuhr ich einen Schock. Wenn ich Museumsatmosphäre erwarte habe, so wurde ich eines besseren belehrt. Eine kalte, digitale Situation empfing mich, die ich abstoßend empfand. An langen hinterleuchteten Acrylwänden sind regelmäßig relativ kleine Farbfotos in Reihe montiert. Hier soll nur Ruhrgebietsluft zur Einstimmung vermittelt werden. Die Wanderung führt in die Ausstellungseinheit „Zeitzeichen“. Hier wurde mein erster negative Eindruck noch gesteigert. Die Exponate waren steril in kleinen Vitrinen hermetisch abgeschlossen gelagert. Die Beschriftung schlecht lesbar unterhalb der Sichtfenster angebracht. Das ein verschlissener Ehering oder eine Armbanduhr in einer solchen Vitrine gelagert wird, kann ich noch verstehen, dass aber große Stein- und Kohleblöcke, als seien es Diamanten, genau so präsentiert werden, vermag ich nicht nachzuvollziehen. Es entsteht eine Kälte und Distanz bei dem Besucher, die abschreckend ist. Vor lauter Emotionen habe ich dann übersehen, dass der einzige Zugang zur darunterliegenden Abteilung „Gedächtnis“ nur über ein Treppenhaus in der hintersten Ecke möglich ist. Ich habe es für einen Notausgang gehalten.



Kohle unter Glas, bitte nicht anfassen
Berghalde, zum Anfassen

Wieder im Haupttreppenhaus folgte ich dem Schild „Wechselausstellung“. Hier kann man nach dem Plan den Bereich „Gedächtnis“ erreichen (vom Haupttreppenhaus aus). Leider war die Wechselausstellung geschlossen, so dass ich mir den Besuch auch des dahinter liegenden Bereichs schenken musste. Ich lief dann über das Treppenhaus in die 6 m Ebene „Geschichte“. Hier wurde ich dann für die vorherige Enttäuschung voll entschädigt. Ich fand eine Museumsabteilung vor, wie ich sie erwartet habe. Gut und übersichtlich gegliedert, Exponate zum Anfassen. Ein Hauch der Vergangenheit mit all ihren Größen, Problemen und Schwierigkeiten erfasste mich. Man kann in die vergangene Zeit versinken. Hier konnte man einen Klumpen „ rote Halde“ fühlen. Bei der Kohle weiter oben war dies nicht möglich. Ein Museum muss auch ein körperliches Gefühl vermitteln. Wenn die Gegenwart kalt und abstoßend empfunden werden soll, hat die Eingangsausstellung voll ihr Ziel erreicht. Dennoch, ich werde wiederkommen, um den noch für mich fehlenden Teil zu sehen.

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